Fotos und Videos wurden von den Mitgliedern des Stormspotter Teams gemacht und unterliegen dem Copyright von www.stormspotter.de
Die Wetterradarfotos unterliegen dem Copyright der dazu verlinkten Webseiten.
Für die Nutzung der Radarbilder im Rahmen unserer Berichte haben wir von Kachelmannwetter.com freundlicherweise eine Genehmigung erteilt bekommen.
Der Bericht:
Diesmal starte ich einen Bericht mit einer persönlichen Aussage: „Einen soooo kranken Tag habe ich bisher noch nie erlebt und das trotz Erlebnisse wie drei bis vier Stunden Gewitterbeobachtung am Stück oder drei Tage mit Gewittern hintereinander.“
Doch nun zum eigentlichen Thema. Bereits wenige Tage vor diesem Datum kündigten TV, Radio und Social Medias eine brisante Unwetterlage an. Für mich (Sebastian) begannt der Tag recht relext und mit einem Webcam-Chasing. Da ich Spätschicht hatte, klickte ich mich von 11 Uhr bis 12 Uhr durchs Netz und verfolgte die kräftige Gewitterfront, wie sie über Bremerhaven, Hamburg und Neumünster hinweg zog. Zusätzlich wurden die Social Medias mit spektakulären Fotos von großen und imposanten Böenfronten überschwemmt. Vor allem aus Schleswig Holstein kamen sehr viele tolle Fotos auf. Die Zugrichtung ließ sich über das Niederschlagsradar auf Südosten bestimmen und somit ging ich davon aus, das wir erst am späten Nachmittag, wenn nicht sogar Abends, etwas abbekommen würden. Die errechneten Karten und signifikaten Radarbild-Forecasts glichen sich in vielen Punkten doch ich musste mal wieder die Erfahrung machen, das Wetter nie 100% vorhersagbar ist.

Quelle: Estofex – Updated Version am Donnerstag mit Tornadovermutung!
Der DWD beschrieb in einer E-Mail von 07 Uhr des besagten Tages die Wetterlage wie folgt:
„Heute greift von Westen her eine Tiefdruckrinne auf Deutschland über, wodurch die Gewitterneigung stark ansteigt.“
Natürlich warnte man in dieser Nachricht auch vor Unwettererscheinungen wie großen Hagel, Sturm, Starkregen und weitere.
13 Uhr – In Braunschweig wurden einmal mehr heiße 31°C erreicht und langsam aber sicher zogen auch Schleierwolken auf. Diese sah ich natürlich auch auf dem Weg zur Arbeit. Aus der großen Gewitterzelle formierte sich bis 14 Uhr eine gute Gewitterlinie mit einer hohen Blitzrate, Starkregen, Hagel und fast überall mit prächtigen Böenfronten. Rasch kam auch im Radio die Meldung auf, das es bei Hamburg – Harburg und bei der Gemeinde Fliegenberg einen Tornado (-verdacht) gab. Wie bereits erwähnt, zog diese besagte Linie nur knapp an Braunschweig vorbei. Genauer gesagt traft der südlicheste Zipfel noch unsere Nachbarstadt Wolfsburg. Im Gepäck hatte dieses Unwetter eine sehr hohe Blitzrate, Starkregen und auch kleinkörnigen Hagel. Doch Braunschweig blieb auch nicht verschohnt, denn eine weitere Gewitterentwicklung, etwas nordwestlich von der großen Gewitterlinie, sorgte dafür das auch wir noch etwas abbekamen. Unser „Freelancer“ Andris, wie ich ihn immer gerne nenne, war bereits seit 13:15 Uhr an dieser Zelle dran und konnte diese auch dokumentieren. Alle anderen Spotter aus dem Team waren, wie ich auch, arbeitstechnisch verhindert. Jedenfalls schaffte es Andris ein Bild von der Böenfront zu machen und zwar bei Braunschweig-Wenden an der B4. Etwa um 14:15 Uhr stand das Unwetter vor dem Braunschweiger Landkreis. Im Gepäck: Eine Böenfront, kleinkörniger Hagel (die Größe war ähnlich mit der eines Graupelkorns zu vergleichen), Starkregen und eine mittelmäßige Blitzrate. Daniel konnte gegen 14:50 Uhr von BS-Rautheim aus eine Böenfront fotografieren. Ich dagegen war bereits auf der Arbeit und hatte leider die Böenfront total verpasst. Dafür musste ich, aufgrund des einsetztenden Gewitters, meine Arbeit pausieren und konnte so ein paar Aufzeichnungen des Regens machen. (Sieht man im Video.) Die Gewitterzelle, welche Braunschweig überquerte, war nicht so extrem Blitzaktiv wie die, die bisher alle verfolgten. Allerdings beinhaltete sie Starkregen und kleinkörnigen Hagel. Nach 30 Minuten war das erste Gewitter des Tages vorbei. Doch das sollte noch lange nicht das Einzige gewesen sein.
Etwa um 18 Uhr herum entwickelten sich zwischen Hildesheim und Goslar neue Gewitterzellen. Diese zogen langsam nach Osten weiter, fast direkt an Braunschweig vorbei. Als ich arbeitstechnisch gegen 19 Uhr den Braunschweiger Ortsteil Rüningen erreichte, zuckten bereits die ersten Blitze über den südlichen Horizont. Wie aus heiterem Himmel entstanden innerhalb von wenigen Minuten weitere Gewitterzellen direkt im Westen von Braunschweig. Sie vermolzen mit dem südlichen Gewitter zu einem großen Gewittercluster. Daniel und Benni überlegten bereits hier eine Beobachtung ins Auge zu fassen, doch die kurze Vorlaufzeit vereitelte ein herausfahren. Ich selbst musste gegen 19:45 Uhr meine Pause einlegen und konnte so von Zuhause aus den Durchzug des kräftigen Gewitters mit der Kamera festhalten. Bei diesem Durchzug gab es sehr kräftige Abwinde und sehr starken Regen. Gepaart wurde das selbstverständlich mit kräftigen Blitzeinschlägen. Einer davon schlug nur wenige hundert Meter von mir in die Antenne eines Gebäudes ein. Zum Zeitpunkt des Einschlags stand ich auf dem Balkon und hörte zuerst nur ein Knistern ehe ein Blitz und der zeitlgeiche Knall folgte.
In Rücksprache mit einem erfahrenen Chaser, mit dem ich auch einige Chasings in den letzten 14 Jahren absolviert habe, kann man davon ausgehen, das es an ein paar Bereichen in meiner Umgebung (Rüningen / südliches Braunschweig) Microbursts, eventuell sogar Downbursts, gegeben haben könnte. Eine Bestätigung durch Schäden von diesen konnte im Nachhinein nicht erbracht werden. Sicherlich waren die Regenmengen, der Sturm und auch die Blitzrate innerhalb dieser Gewitterzelle nicht alltäglich. Nach 20:20 Uhr wurde es zunehmend ruhiger. Doch vor den Toren von Hannover deutete sich bereits das nächste Unwetter ab, welches ich nun endlich richtig beobachten wollte. Nach einer kurzen Absprache mit Andris und Benni trafen wir uns kurz nach 21 Uhr an der Frankfurter Straße in Braunschweig.
Das dritte Gewitter gab uns Drei kaum die Möglichkeit durchzuatmen. Ich, der gerade erst Feierabend hatte, musste sogleich erneut 200% geben und schnell Planen. Die Entscheidung fiel dann auf eine Positon bei Scheppau an der A39. Da das Gewitter bereits sehr dicht an Braunschweig herangekommen war, mussten wir etwas Zeit herausholen. Auf dem Weg nach Scheppau erkannte ich aber, das die Zeit vor Ort nie ausreichen würde, um die gesamte Ausrüstung aufzubauen und einige Bilder zu machen. Kurzerhand fuhren wir eine Ausfahrt weiter auf die A2 in Richtung Berlin. Bei Ochsendorf nahmen wir die Abfahrt und platzierten uns bei einem nahegelegenen Parkplatz mit Blick nach Westen. Hier entstanden auch die folgenden Fotos und das erste richtige 360° Video mit vielen Blitzen und einem kräftigen Blitzeinschlag in der Nähe von uns. Direkt nach diesem heftigen Einschlag bauten wir auch strickt wieder ab, da es für eine weitere Beobachtung zu gefährlich geworden war. Wir hatten an diesem Punkt nur lediglich Acht Minuten verbracht. Doch diese kurze Zeit reichte aus, die beachtliche Blitzrate und eine markante Konvergenz aufzuzeichnen.
Zügig flüchteten wir zum nahegelegenen Rasthof, da ich Hagel bei diesem Unwetter nicht ausschließen konnte. Tatsächlich gab es einen wolkenbruchartigen Regen und viele kräftige Blitzeinschläge. Wir nutzen die Zeit des Durchzugs dafür, um uns einen weiteren Plan auszudenken die nächste Gewitterzelle anzufahren. Sie befand sich um 21:50 Uhr nach vor Hildesheim, während wir uns noch direkt im Zentrum des vorherigen Unwetters befanden. Wir drei entschlossen uns trotzdem vorsichtig in Richtung Braunschweig zurück zu bewegen und bei Scheppau auf die andere Gewitterzelle zu warten. Es war schon eine besondere Erfahrung bei stroboskopähnlichen Lichtverhältnissen und Starkregen über die Autobahn zu fahren. (Wir versuchten bei diesen widrigen Witterungsbedingungen auch wirklich nicht zu Rasen, sondern passten unsere Geschwindkeit dem Verkehr an.)
Wir erreichten gegen 22:15 Uhr dann auch unseren Punkt. Nach einer kurzen Lageeinschätzung und Prüfung des Niederschlagsradars beschlossen wir doch einen weiter südlicheren Punkt aufzusuchen. Dies wurde uns aber dann wirklich zum Verhängnis. Das Vierte und letzte Gewitter verstärkte sich in Richtung Süden und bot uns ähnliche Erscheinungen wie beim Gewitter kurz zuvor. Hohe Blitzrate, wolkenbruchartiger Regen und im Vorlauf auch Sturmböen. Noch während wir einen optimalen Beobachtungspunkt suchten, wurden wir vom Unwetter überrollt. So gab es von dieser letzten Zelle leider auch keine weiteren „guten“ Fotos. Gegen 22:50 Uhr trennten sich unsere Wege. Benni und Andris wollten noch versuchen von der Rückseite einige Blitze zu dokumentieren. Leichter Regen hinderte sich allerdings daran, nah genug heran zu kommen. Ich dagegen fuhr über Sickte zurück auf die A39. Noch bevor ich die Auffahrt erreichte, machte ich dann doch noch ein paar Fotos von den Entladungen, welche rückseitig des Gewitters hervor zuckten. Extrem gute Bilder wurden es nicht, jedoch ergänzen sie die Dokumentation doch recht gut.
Beim Heimweg erwartet uns allen dann doch noch eine kleine Überraschung. Auf der A39 beim „neuen“ Autobahnkreuz Braunschweig Süd-West waren zwei Fahrspuren von der Mittelplanke aus, in Richtung Süden, gesperrt worden, weil hier das Wasser auf der Straße stand. Wenig später kamen auch Benni und Andris dort vorbei. Ich selbst hatte danach noch ein toppendes Erlebnis, denn beim Mehrfamilienhaus in dem ich wohne, war Wasser in den Keller und die Garage gelaufen. Die Feuerwehr stand bereits vor Ort, konnte aber leider nicht viel ausrichten. Am Ende mussten wir Hausbewohner alles selbst herausschaufeln, was einige Stunden in anspruch nahm.
Fazit:
Ganze vier Gewitter mit hohen Unwetterpotential an einem Tag hatte ich in den 14 Jahren – in denen ich Hobby-Meteorologe und Stormspotter/Stormchaser bin – noch nicht gehabt. Vor allem die große Anzahl an Wassermassen die mit den vier Gewittern folgten, waren für viele Abflüsse einfach zu viel. In einem Forum für Daten von Wetterstationen wurde sogar eine Highscore an Wassermengen für diesen einen Tag eröffent. Darin kamen auch folgende Angaben aus Braunschweig hervor: BS Broitzem: 71l/qm² BS Weststadt: 55l/qm² BS Stöckheim: 50l/qm² BS Leiferde: 49l/qm² (Diese Angaben sind ohne Gewähr!) Kachelmannwetter registrierte für den besagten Tag im Kanzerlfeld eine Regenmenge von 35l/qm² und bei Abbenrode sogar 39/qm“. Vergessen darf man hier allerdings nicht, das dass Kanzlerfeld beim zweiten Gewitter nicht so stark getroffen wurde, wie das südliche/südwestliche Braunschweig. (Rüningen, Stöckheim, Broitzem…) In Anbetracht dieser Wassermassen waren die Feuerwehren natürlich bis zum nächsten Tag im Einsatz. Dementsprechend groß fallen auch die Presselinks hier aus. Fast jedes Medium hatte etwas zu berichten. Wie bereits erwähnt, ist solch ein Unwettermarathon eine totale seltenheit für diese Region und ich selbst habe so etwas in diesen aktiven 14 Jahren noch nie erlebt!
Presselinks:
Fotostrecke Wetteronline
RegionalBraunschweig.de
News38 – KITA Sonnenschein in Rüningen unter Wasser
News38 – Die Bilanz des Unwetters
Kreiszeitung – Tornado bei Hamburg-Harburg
Feuerwehr Rautheim – Einsatzliste 2017
Feuerwehr Völkenrode – Einsatz – Sebastians Vorfall
Anmerkung zum 360° Video:
Einfach
Video starten und mit der Maus ins Video klicken. Dabei die Maustaste
gedrückt halten und die Maus selbst bewegen (zum Umsehen).
Das beste Videoergebnis gibt es bei der vollen Videoauflösung via Zahnrad und 4K Auflösung