Stormspotting Bericht vom 18.06.2012

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Fotos und Videos wurden von den Mitgliedern des Stormspotter Teams gemacht und unterliegen dem Copyright von www.stormspotter.de
Die Wetterradarfotos unterliegen dem Copyright der dazu verlinkten Webseiten.

Die Wetterdaten von meiner kleinen Wetterstation können in einigen Punkten von den anderen Wetterstationen aus der Gegend abweichen!

Der Bericht:

Der Tag begann recht Sonnig und hatte, laut meiner Wetterstation, vor 15 Uhr noch die 27°C marke erreicht. Zu einer erhöhten Kreislaufbelastung sorgte an diesem Tag auch die hohe Luftfeuchte von 60-70% bei Temperaturen um 24-27°C, sodass größere Anstrengungen bei der Arbeit oder in der Freizeit sehr schweißtreibend wurden. Je mehr die Zeit auf 15 Uhr schritt, um so mehr Schleierwolken tauchten am Himmel auf, was das Gefühl einer weitaus höheren Temperatur begünstigte. Aufgrund eines Tiefs, das sich über Schleswig-Holstein befand und weiter zur Ostsee zog, bildesten sich an den Flanken einzelne, teils kräftige Gewitter. Die dazugehörige Kaltfront tat ihr übrigstes zu diesem Gewitter. Ost Niedersachsen wurde schon am Tage in den Medien vor starken Gewittern gewarnt und auch Estofex errechnete, gerade ab Hannover, Gewitter mit stärke Level 2.

Gegen 14:35 Uhr hatte ich feierabend und befand mich schon auf dem Heimweg, als ich am westlichen Horizont einen schwächelnden Gewitterturm vernahm. Via Handy überprüfte ich schnell diese Zelle und musste erkennen das in ihr ein weitaus stärkeres Potential steckte, als angenommen. Ihre Entstehung hatte die Zelle bereits bei Höxter und zog ziemlich schnell Norostwärts auf Braunschweig zu. Mit zunehmenden Verlauf wurde die Gewitterzelle immer stärker und prägte zwei kräftige Kerne aus. Vor Braunschweig noch, setzte sich die südliche Zelle von der Nördlichen ab und zog über Salzgitter hinweg. Zwischen diesen beiden Zellen, so wurde mir berichtet, gab es keinen Niederschlag und rein garnichts was auf ein Gewitter deuten könnte.

Quelle: Wetteronline

Kurz vor 15 Uhr erreichte ich einen Feldweg an der Stiddienstraße, Ortsausgang Broizem, in Richtung Stiddien. Von hier beobachtete ich das dunkele Gewölk am westlichen Himmel. Im Norden von mir waren bereits die dunkelen Vorläuferwolken mit geringen Niederschlag zu sehen, doch der Kern verbag sich weiter im Westen von mir. Gegen 15:20 Uhr konnte ich erste Gebilde an der unterseite der Gewitterzelle erkennen. Zuerst wusste ich nicht, was ich davon halten sollte, hielt es allerdings für Kondensation das von weiten fast wie ein Schlach zum oberen Teil der Wolke reichte. Im Schatten der Wolkenausläufer wurde die Luft sehr angenehm frisch und auch die leichten Windböen ließen einem tief durchatmen. Als nun der Zellkern in guter Sichtweite gekommen war, erkannte ich an der Untersteite der Wolkenbasis eine kleine halbrunde Mauernwolke. Gespannt beobachtete und filmte ich den Durchzug mit dem Handy, sodass ich allerdings auch keinen Blick auf das Niederschlagsradar mehr wagen konnte. Das Gebilde, so stellte sich später bei den Analysen heraus, hätte unter Umständen eine Wallcloud sein können, doch war die Drehung der Wolke sogut wie garnicht vorhanden und somit nur ein kleiner Böenkragen. Auf der Rückseite und von mir aus auch rechts, von dem Wolkenkragen gelegen, bildete sich langsam ein sehr starker Niederschlagsschleier aus. Begleitet wurde die Gewitterzelle mit heftigen Donnergrollen, aber mit nur sehr wenigen Blitzen.

Quelle: BLIDS.de

Anfangs deutete ich es als normalen Regen, doch als der Bereich knapp einen Kilometer an mich heran war und kräftigere Fallmuster erkennbar wurden, musste ich schnell den Plan B auspacken, da ich hier auch mit Hagel rechnen musste. Nur 100 Meter hinter mir, befand sich eine Scheune, wo ich genau auf der Gewitterabgewanten Seite mich in Sicherheit bringen konnte. Knappe 2 Minuten nachdem ich hinter der Scheune war, fing es an heftig zu Winden, sodass der Regen um die Hausecken geweht wurde. Die Gewitterböen und der Regen waren so stark, das ich das Haus hinter mir, etwa 30-40 Meter entfernt nicht mehr sehen konnte. Während des Durchzuges filmte ich mit der Handykamera das ganze geschehen und musste hilflos mit ansehen wie Mutternatur die volle Gewalt, an Wind und Regen, über einen schmalen Streifen quer durch Braunschweig herab ließ. Neben umherfliegenden Blättern und kleinen Ästen kam dann auch noch Hagel herunter.  Leider hängte sich während der Aufnahme mein Handy auf, sodass die Aufnahmen aus dem Kern komplett zerstört wurden. Aber ähnliche Erscheinungsmuster bietet das Video aus Mecklenburg-Vorpommern, welches unter unserem Video zu betrachten ist.

Der Hagelhatte im Durchschnitt eine Größe von 1-1,5cm und sammelte sich an Autoreifen oder Bordsteinen zu kleinen Haufen. Nach rund 5-10 Minuten war der Kern durchgezogen und ich konnte mich aus dem Auto wagen. Neben meinem Fahrzeug lief das Wasser von der Straße wie ein Bach herunter. An einem kleinen Haufen mit Hagel machte ich dann meine Dokumentation und musste danach bemerken, das die gesammte Landstraße übersäht mit Blättern und kleinen Ästen war. Ich gab meine Meldung an Skywarn ab und fuhr über Stiddien und Geitelde nach Hause. Dabei fand ich in Stiddien, an einem Spielplatz in einer Seitenstraße, den ersten nennenswerten Sturmschaden. Nach einer kurzen Aufnahme, setzte ich meine Heimfahrt fort und musste in Geitelde feststellen das hier weitaus weniger Blätter herunter gekommen waren, als in Broizem, Timmerlah und Stiddien. Während des Unwetters konnte Bennis Vater, Uwe Strauch, Handyaufnahmen von den letzten Minuten des Unwetters machen. Auch Benjamin selbst war nach dem Unwetter in Timmerlah unterwegs, um die Schäden zu dokumentieren. Auch hier das gleiche Muster; viele Blätter (Die Teilweise die Gullis verstopften) und kleine Äste. Ich beendete die Beobachtung gegen 16 Uhr. Die Temperatur war von 27 auf 23,6 gefallen und auch der Wind frischte auf. Neben der Unwettermeldung des DWD, gab es im übrigen auch eine markante Wetterwarnung vor Windböen.
Am Abend und dem darauf folgenden Tag, fuhr ich noch einmal heraus, um gröbere Schäden an der Flora zu dokumentieren. Die Auswertungen dieser dokumentation finden sie im unteren Bereich des Berichts.

Fazit:
Dieses Einzelzellengewitter hatte im Laufe ihres 30 minütigen Vorlaufs sehr viel Kraft aufgebaut, um in Braunschweig für ein richtiges Unwetter zu sorgen. Die Erscheinungen selbst, Hagel, extremer Starkregen und Gewitterböen, waren für diese Art von Gewitter sehr heftig ausgeprägt und zählte eigentlich auch nicht mehr zu der Kategorie: Normale Gewitter. Auch der Wolkenkragen, der auch durchaus als Mauernwolke vor dem Durchzug hätte gedeutet werden können, hatte mich ziemlich fasziniert, wobei ich auch wieder erfahren musste das beim Wetter nicht immer alles sofort gut einschätzbar ist. Eine Rotation dieses Kragens war im nachhinein auf dem Video und der Fotoserie kaum richtig sichtbar. Im weiteren Verlauf entwickelte die Gewitterzelle weiteres Unwetterpotential, ehe es dann weiter nach Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern weiterzog.

Presselinks:
Braunschweiger Zeitung – EM Fanmeile durch Unwetter beschädigt

Aufnahme aus Rostock

Schadensanalyse vom 18/19.06.2012

Diese Karte zeigt (Innerhalb der Roten Linien) den ungefähren Bereich, wo der Kern mit starken Gewitterböen und Hagel durchgezogen war. In diesen beiden Linien waren auch die stärksen Floraschäden, neben viel herunter gerissenen Laubwerk, zu dokumentieren. Das X Markiert meinen Standort zum Zeitpunkt des Durchzuges. Bei 1. fand ich den abgerissenen Ast auf dem Kinderspielplatz vor. An der 2 war die Baumkrone, die von den Böen herunter gerissen wurde. Beim Aufprall auf dem Boden wurde die Krone in mehrere Stücke zerlegt. Auch einige Meter weiter nach Osten waren Äste der gleichen Baumsorte zu finden. Benjamin konnte kurz nach dem Durchzug überflutungen und viel Laub auf den Straßen dokumentieren, Markiert als 3. An der Friedrich-Seele-Straße, Nummer 4 auf der Karte, fand ich viele kleine Äste und einen größeren Ast in den unteren Büschen. Auch hier stand der Baum frei von Gebäuden in westlicher Richtung. Die Fallrichtungen der Äste lag in allen Fällen nach Osten/Nordosten. Je weiter ich in die Innenstadt fuhr, dessto weniger Laub ließ sich aufinden, was eventuell an eine Abschwächung durch mehrere Gebäude im Stadtgebiet zurück zu führen war. Einzig in den Medien gemeldeter war der Schaden an der EM-Fanmeile beim Altstadt-Markt. Nach einigen Abmaßen und Berechnungen, müsste der stärkste Kern knappe 5km Breit und die aktive Länge 10-15km gewesen sein. Natürlich kann es auch sein, das der starke Niederschlag und die Winde, außerhalb der Rot-Markierten Zone aufgetreten waren. Diese markierte Zone hebte sich in erster Linie von den vielen Laub und Astschäden, von den anderen Bereichen der Stadt ab.

-=vielen Dank fürs Lesen=-