Stormspotting Bericht vom 27.07.2013

Posted on


Fotos und Videos wurden von den Mitgliedern des Stormspotter Teams gemacht und unterliegen dem Copyright von www.stormspotter.de
Die Wetterradarfotos unterliegen dem Copyright der dazu verlinkten Webseiten.

Die Wetterdaten von meiner kleinen Wetterstation können in einigen Punkten von den anderen Wetterstationen aus der Gegend abweichen!

Der Bericht:

Dieser Samstag (27.07.2013) war, wie Tage zuvor, immer noch sehr schwül und heiß. Und dies, trotz eines kleinen Gewitters am südlichen Rand von Braunschweig. Das Gewitter zog direkt über Wolfenbüttel hinweg. Ich (Sebastian) war an diesem Abend an dieser dran, doch die Blitze wurden vom Niederschlagsbereich voll eingedeckt. Erst als die Zelle schon fast am Elm vorbei war, konnte ich von der Rückseite noch zwei, drei brauchbare Blitzfotos machen. Doch die Hoffnung auf eine kleine Abkühlung blieb vergebens. Am nächsten Tag (Halt Samstag) stiegen die Temperaturen wieder rasch nach oben und die geschrieben Forecasts versprachen für die Region um Braunschweig nichts besonderes. Auch die errechneten Kartenmodelle ließen auf nichts direktes hindeuten.

Quelle: Wetteronline.de

Gegen Mittag verfolgen Björn und ich das Niederschlagsradar und bewunderten das Multizellengewitter, dass aus Belgien und Holland herein kam. Die Zugrichtung war eher Nord Ost und würde die südöstliche Region von Niedersachsen nicht treffen. Wir machten uns also keine Hoffnungen mehr, das Braunschweig noch überhaupt was abbekommen würde. Björn blieb in Gifhorn, ich beobachtete weiter diese Zelle. Zusammen mit Christian, einem Freund und langjährigen Chaser, mit dem ich in den letzten Jahren hin und wieder mitfuhr, beobachteten wir diese Zelle. Knapp hinter Bielefeld neigte ein kleiner Teil der Zelle zum ausbrechen nach Osten. Es entstand ein typischer Rightmover. Diese Zelle war sehr gut Isuliert und nahm rasch an stärke zu. Christian und ich beschlossen diese Zelle zu Spotten. Da alles noch in einem nahen Umkreis lag, fällt die Bezeichnung eines Chasings weg.

Quelle: Wetteronline.de
Quelle: BLIDS.de

Unsere Anfahrziele waren eher bescheiden. Christian schätze ein, das wir mit einer Bundesstraßenroute besser fahren würden und am besten südlich von Hannover dieses Ding anfahren sollten. Gesagt, getan. Gegen 16 Uhr standen wir an der B443 bei Sehnde, da die Zelle aber beim ersten Blick noch relativ weit weg war, beschlossen wir weiter nach Süd-Hannover heran zu fahren. Doch schon am Kreuz der B6 wurde uns klar, das die Zeit nicht mehr reichte. Schnell gedreht und mit etwas Zeit im Gepäck zurück nach Sehnde. Dort ließen wir die unwetterartige Gewitterzelle herankommen. Neben der üblichen Dokumentation via Video und Fotos, planten wir unseren weiteren Weg entlang der eigentlich Zugbahn. Das erfahrene Auge von Christian entdeckte gleich, nachdem die ersten Strukturen durch den Dunst sichtbar wurden, den Umfang der angenommen Gewitterzell. Aufgrund der Struckturen und der teilweise eindeutigen Bewegungen der Zelle, konnte diese Zelle als klassische Superzelle eingestuft werden. Es blieb noch vor Ort etwas Zeit, um den genauen Aufbau einer solchen klassischen Superzelle durch zu gehen, da ich persönlich in diesem Ausmaß noch nie Live gesehen hatte. Auch war das unglaubliche Donnergrollen, was nicht einmal eine kleine Pause hatte, sehr beeindruckend und auch beängstigend.

Weiter ging es über die B443 Richtung Mehrum. Hier sollten wir einen sehr freinen Blick auf die Zelle haben und eine gewisse Nähe zur Autobahn 2 haben. Zwischen Hämelerwald und Mehrum dokumentierten wir das dritte mal die Superzelle. Diese war schon ziemlich nah an uns heran gekommen, weshalb wir nur sehr kurz Aufnahmen machen konnten. Mittlerweile hatte die Wallcoud eine längere Tailcloud gebildet. Die Tailcloud markiert einen starken Aufwindbereich und geht, für normal, von der Wallcloud ab. Langsam strahlete aus dem Abwindbereich eine leicht türkiese Farbe hindurch. Nicht selten ist diese Farbe ein Anzeichen für Hagel. (Muss nicht immer sein) Christian und ich begaben uns nach Hämelerwald und dann auf die A2. Die ersten dickeren Tropfen prallten auf das Dach und löste bei uns eine zunehmende Anspannung aus. Auf der A2 fiel uns gleich auf, das wir alleine auf dieser fuhren. Später erfuhr ich bei Recherchen, das die A2, aufgrund des heftigen Hagels, (Bis zu 10 Zentimeter im Raum Hannover-Ost und Peine) vom 80 Autos mit schweren Hagelschäden blockiert wurde. Relativ schnell kamen wir durch und hatten uns somit ein Polster auf die Zelle heraus gefahren. Ab der Abfahrt Watenbüttel konnten wir an einem Parkplatz noch einmal einen neuen Blick auf die Zelle werfen. Die Rotation war nun mehr als sehr gut zu sehen.

Quelle: Wetteronline.de

Gegen 17:30 Uhr machten wir unsere letzten Dokumentationen an der Auf-/Abfahrt und fuhren weiter nach Osten. Wir erreichten viertel vor Sachs (Abends) den Flughafen Braunschweig bei Waggum. An dem kleinen Stückt der alten Verbindungsstraße nach Waggum, machten wir weitere Aufnahmen der Zelle. Dabei fiel mir an der Wallcloud kurzzeitig ein kleiner Funnel auf, der sich komisch verkrümmte und nach 1-2 Minuten wieder weg war. Eine Rotation konnte nicht genau beobachtet werden. Christian wollte sich nun noch einmal neben der Superzelle postieren und so beschlossen wir in Richtung Lehre zu fahren. Zwischen Wayhausen und Lehre gab es ein freies Feld mit guten Blick zur Zelle. Gegen 18 Uhr beobachteten wir nun die Superzelle dabei, wie sie knapp an uns vorbei Zog. Die Zugbahn war immer noch konstant Nord-Ost-Ost und somit direkt auf dem Weg nach Wolfsburg. An unserer Position kamen beim Durchzug angenehme (Mal stärker und schwächer) Abwinde runter, doch Gott sei dank, nichts heftigeres. Nachdem die Zelle ein Stück von uns Weggezogen war, wollte mich Christian noch zu einer Hagelsuche mitnehmen. Dies war eine gute Möglichkeit die Schäden und das Ausmaß zu dokumentieren. Dabei fertigte ich Aufnahmen vom kräftigen Aufwindturm und den Hagelkörnern, sowie Schäden im Raum Wolfsburg an. Der größte, von uns gemessene und dokumentierte Hagel, war rund 8 Zentimeter groß, wobei man bedenken muss, das wir knapp über eine Stunde nach dem Durchzug diesen fanden. Unsere Untersuchung führte uns bis nach Wolfsburg-Vorsfelde, wo die Schäden sehr deutlich zu sehen waren. Fahrzeuge mit Hagelbeulen, viele Blätter und Äste auf dem Boden, sowie beschädigte Ampeln und Dachziegel. Auf dem Heimweg stellten wir einen starken regionalen Temperaturunterschied fest. In Wolfsburg waren es mittlerweile von 29°C auf 21°C herunter gegangen. In Braunschweig selbst, wo die Superzelle nicht hinweg gezogen war, blieb die Temperatur bei 29°C auf einem hohen Niveau. Die Energie war für weitere Gewitter sogar noch vorhanden. Gegen 21 Uhr packte ich meine Sachen aus dem Wagen von Christian aus und beendete den Tag.

Quelle: Wetteronline.de
Quelle: BLIDS.de

Fazit:
Es war erstaunlich zu sehen, wie das Wetter die errechneten Modelle sehr schnell über den Haufen warf. Das Ausmaß der Schäden ging für die Versicherungen in die Millionen. Einige Wolfsburger, mit denen wir kurz gesprochen hatten, sachten uns das sie so was noch nie erlebt hätten. Durchaus war es das größte Hagelunwetter für Wolfsburg seit mehr als 20 Jahren. Für mich persönlich war es interessant und auch erschreckend zu gleich zu sehen, was für eine Macht in solch einer sehr kräftigen Superzelle herrscht. Neben knapp 250 Kilometern und 5 Stunden, haben Christian und ich einige Fotos und Videoclips aufgenommen. Die meisten sind in der Galerie hochgeladen worden. Aus Anlass der Größe und der schwere des Unwetters haben wir wieder Presselinks zusammen gestellt. Übrigens hat das Team um Björn Stumpf von WTINFO Tornado Research Projekt, basiert auf Googlemaps, die Zugbahn der Superzelle rekonstruiert und Medien-, sowie Fotolinks verbaut. Laut dem Verlauf hat die Zelle über 400 Kilometer in knapp 9 Stunden zurück gelegt.

Interessante Links:
Geloggte Daten über die Superzelle von WTINFO Tornado Research Projekt
Hannoversche Zeitung
Peiner Allgemeine
Wolfsburger Zeitung
Fotogallerie Braunschweiger Zeitung
Artikel  –Galerie 2
Späterer Artikel zum Hagelschlag (Mit Hagelfoto von uns)

-=vielen Dank fürs Lesen=-