Orkantief Xaver – 05 und 06.12.13

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Die Wetterdaten von meiner kleinen Wetterstation können in einigen Punkten von den anderen Wetterstationen aus der Gegend abweichen!

Der Bericht:

Knapp vier Wochen nach Sturmtief „Christian“, nährte sich nun aus Nordwesten Orkantief „Xaver“ harn. Die Medien puschten schon früh die Kraft des Orkan ziemlich hoch. Auf den berechneten Wetterkarten war davon allerdings noch nichts zu sehen, weshalb wir bis zum Tag des Orkans keine direkten Planungen vornahmen. Am Donnerstag (05.12.2013) begann der Tag noch ziemlich ruhig. Viele Wolken verdeckten die Sonne und es wehte eine leichter Wind. Mit dem Tagesverlauf nahm die Kraft des Windes zu, sodass Mittags einige ordentliche Böen zu spüren waren. In meiner Mittagspause schaute ich (Sebastian) mir noch einmal die Wetterkarten für den Tag an. Diese hatten sich enorm geändert, sodass nun doch eine Beobachtung von Vorteil wäre. Zeitgleich schaltete sich die Braunschweiger Zeitung mit ein, wessen Bericht sie am Ende des Artikels lesen können. Diese begleiteten uns auch zu den ersten Messungen um 16:30.

Quelle: Wetteronline

Gegen 16 Uhr betrachteten Kevin und ich noch einmal das Niederschlagsradar. Natürlich wurde auch die Lage an den Küsten Deutschlands in den Medien verfolgt, aber speziell die Kaltfront war das Ziel. Mittlerweile befand diese sich über den Ostfriesischen Inseln und war durch Blitzentladungen, sowie einer starken Niederschlagslinie (Via Niederschlagsradar) gut zu erkennen. Unsere erste Annahme, wann diese Braunschweig passieren würde, lag nach unseren Berechnungen zwischen 17 und 19 Uhr. Um genügend Zeit, für eine optimale Dokumentationsposition und Einrichtung zu haben, fuhren wir gegen 16:15 Uhr los.

Quelle: Estofex.org

Die ersten Winde notierten wir an einem kleinen Schotterplatz zwischen Geitelde und Stiddien. Auch trafen wir hier auf den Fotografen, sowie die Redakteurin der Braunschweiger Zeitung. Nach ein paar Fotos, mit dem Gesicht gegen den Wind und Regen, folgten noch ein paar kurze Informationen zu unserem tun. Nachdem beide unsere Beobachtung verließen, dokumentierten wir bis 17:40 Uhr weiter. Unsere erste Messung ging von 16:30 – 17:30, wo wir eine Böenspitze von 71 km/h gemessen hatten. Der Durchschnitt lag hier noch bei lediglich 40 km/h, was aus der gesamten Zeit der Messung an allen Winden ermittelt wurde. (Erledigt das Messgerät)

Wir beschlossen dann noch vor 18 Uhr unsere Position weiter nach oben zu verlagern und fuhren zu einer kleinen Feldstraße nahe Geitelde Nord. Hier befanden wir uns auf der direkten Spitze eines kleinen Berges. Unsere erste Messung lag bei 67 km/h gegen 17:50 Uhr. Nach einem neuen Blick auf das Niederschlags- und Blitzradar realisierten wir, das die Kaltfront nur noch wenige Kilometer vor uns lag. Zwischen mehreren Niederschlagslücken Flaute auch der Wind öfters ab. Doch je näher die Front kam, um so ungemütlicher wurde unsere Position.

Werte im Überblick beim Durchzug der Kaltfront:
17:50 Uhr  | Windspitze: 67 km/h | Winddurchschnitt: Keiner, da Beginn der Messung
17:55 Uhr  | Windspitze: 92 km/h | Winddurchschnitt: 51 km/h  (Mäßiger Regen setzt ein.)
18:00 Uhr  | Windspitze: 99 km/h | Winddurchschnitt: 52 km/h
18:05 Uhr  | Windspitze: 99 km/h | Winddurchschnitt: 53 km/h
18:15 Uhr  | Windspitze: 111 km/h | Winddurchschnitt: 58 km/h
18:25 Uhr  | Windspitze: 132 km/h | Winddurchschnitt: 60 km/h
18:35 Uhr  | Windspitze: 132 km/h | Winddurchschnitt: 61 km/h

Die Kaltfront traf Braunschweig gegen 18:20 Uhr, was sich nicht zuletzt durch Zunahme des Regens, sowie leichter Schneebeimischung und heftigen Böen, bemerkbar machte. Im laufe des Abends, gab es immer wieder ein paar heftige Böen, wo die Geschwindigkeiten zwischen 65-80 km/h, um 18 Uhr herum sogar 90 km/h, lagen. Doch während und kurz nach dem Durchzug schmetterte der Wind mächtig gegen den Kleinwagen und erreichte nicht nur 132 km/h Spitze, sondern blieb auch für eine kurze Zeit bei Böen von zwischen 90-110 km/h. Aufgrund des Ausfalls meines Handys vor Ort, war eine Meldung an Skywarn nicht direkt möglich, sodass eine kurzfristige Meldung über die Webseite heraus ging. Dank des Smartphones von Kevin war es mir Möglich diese Meldung abzugeben. Nebenbei informierte ich noch direkt die Redakteurin der BZ, worauf das Ende des Artikels aufbaute. (Anmerkung: Eine telefonische Meldung an Skywarn kann nicht von anderen Handys vorgenommen werden, da das Handy des Spotters registriert wird.)

Quelle: Wetteronline

Nachdem die Böen weiter so anhielten, beschlossen Kevin und ich die Beobachtung und Dokumentation einzustellen. Während wir in unserer Region die Lage beobachteten, hörten wir im Radio die aktuelle Neuigkeiten an der See. In der Nacht erreichte der Wind auf dem Brocken noch rund 155 km/h Spitze, an der See 147 km/h. Es trat, wie schon von den Experten befürchtet, an den Küstengebieten eine Sturmflut ein. Dank der, in den letzten Jahren gut ausgebauten, Deichsysteme, wurden schlimmere Szenerien verhindert. Von den Ostfriesischen Inseln gab es ebenfalls interessante, als auch erfürchtige Bilder. Wir haben für euch, am Ende des Artikels, noch einmal interessante Links der verschiedenen Medien zusammen getragen. Im Harz geb es durch die Front viele Schneemengen und auf dem Torfhaus viel der Strom komplett aus. Größere Windschäden sind dort, wie auch in Braunschweig zum Glück ausgeblieben.

Quelle: BLIDS.de

Weitere Messung am Freitag morgen.
In der Nacht und den frühen Morgenstunden hatte es öfter einmal geregnet. Immer mehr ging dieser in Schnee über, sodass die Auto- und Häuserdächer mit einer ganz leichten Schneedecke überzogen waren. Die Temperatur hielt sich allerdings immer noch so ziemlich um den 0 Punkt. Ich begann meine morgendliche Messung am selben Platz, wie am Abend zuvor. Als ich gegen 8:40 Uhr eintraf, war die Sonne gerade aufgegangen und die ersten Böen peitschten mir, aus Westen, ins Gesicht. Über etwas mehr als eine halbe Stunde, dokumentierte ich von diesem Punkt die letzten Ausläufe von „Xaver“. Dieses Orkantief war ja in der Nacht weiter nach Osten abgewandert.

Werte im Überblick:
8:45 Uhr  | Windspitze: 99 km/h | Winddurchschnitt: 60 km/h
8:55 Uhr  | Windspitze: 102 km/h | Winddurchschnitt: 65 km/h
9:05 Uhr  | Windspitze: 102 km/h | Winddurchschnitt: 64 km/h
9:15 Uhr  | Windspitze: 105 km/h | Winddurchschnitt: 65 km/h (Einsätzen eines kräftigen Schneeschauers)
9:25 Uhr  | Windsptize: 105 km/h | Winddurchschnitt: 64 km/h

Gerade bei den einzelnen Schneeschauern wurde der Wind etwas ruppig. Im weiteren Tagesverlauf kam es immer wieder zu kräftigen Schneeschauern und weiteren Sturmböen.

Fazit:
Durchaus werden einige Menschen sagen, das dieser Sturm hier zu lande nichts besonderes war. Die Werte die wir gemessen hatten, waren eigentlich nur Momentaufnahmen von einem großen Tiefdrucksystem. Trotzdem war der Durchzug der Kaltfront wichtig zu dokumentieren, da für gewöhnlich gerade hier stärkere „Unwettererscheinungen“ auftreten. Für unsere Küstenregionen war der Sturm allerdings eine richtige Hausnummer und die darauf folgende Sturmflut unterstrich die kräftige aktivität des Orkans.

Presselinks:
Braunschweiger Zeitung – Artikel über das Team und den Orkan
Braunschweiger Zeitung – Kleiner Sturmeinsatz in Peine

Braunschweiger Zeitung – Stadt rüstet sich für den Sturm
Goslarsche Zeitung – Xaver verschont den Harz (Offline)
Hamburger Abendblatt – Schwerste Sturmflut seit Jahrzehnten
Wetteronline – Liveticker Donnerstag (Offline)
Wetteronline – Liveticker Freitag (Offline)

-=vielen Dank fürs Lesen=-