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Die Wetterdaten von meiner kleinen Wetterstation können in einigen Punkten von den anderen Wetterstationen aus der Gegend abweichen!
Der Bericht:
Es gab in der Geschichte unserer Gruppe nur ein einziges mal ein Gewittermarathon von drei aufeinander folgenden und dies war 2007. Der Pfingstsonntag machte den Auftakt für diesen 2014. Diese Gewitterlage war einer recht heiße Woche mit ein paar Tagen geschuldet, wo die Temperaturen um die 30 Grad lagen. Zwischen einem Hoch über Polen und einem Tief, westlich von Irland, gelangte aus Süden sehr warme, teils heiße Luft nach Norddeutschland. Somit stieg das Gewitterrisiko im westlichen und mittleren Raum von Deutschland. In einem Streifen von Aachen bis nach Oldenburg und den Ostfriesischen Inseln, zog den Tag über eine Gewitterzelle über Deutschland hinweg. Braunschweig blieb bis in den Nachmittag hinein, mit einem Sonne/Wolkenmix im schön Wetterberich. Gegen 16 Uhr brach ich (Sebastian) auf, um beim Geitelde Berg ein Fototermin wahrzunehmen. Während dieses Termins war eine Niederschlagszelle im Westen auszumachen, doch schenkte ich dieser keine große Bedeutung. Erst als diese sich 5-10 Minuten später durch Donnergrollen ankündigte, beendete ich das Fotoprojekt. Nur mit der Nikon Kamera bewafftnet, verlagerte ich zügig die Position zum üblichen Spotterpunkt zwischen Geitelde und Stiddien. Schnell breitet sich der Schrim des Gewitters über den Süden von Braunschweig aus. Am Horizont war der Fallstreifen von Niederschlag extrem gut zu erkennen, zur Überlegung brachte, ob nicht doch Hagel dabei sei. Während der ersten Einschätzung und Dokumentation, telefonierte ich mit Björn, der sich noch die Niederschlagsradarbilder ansah.


Mit einer nordöstlichen Strömung zog nun das Gewitter heran. Es bildete im Verlauf zwei bis drei Kerne aus und war durch ein paar Blitzeinschläge schon klar als Gewitter zu identifizieren. Aufgrund der leicht besorgniserregenden Niederschlagsradarbilder beschloss ich für das erste den Heimweg anzutreten, als mir kurz vor Geitelde eine besondere Wolkenstrucktur auffiel, die ganz dem einer Superzelle entsprach. Daraufhin hielt ich erneut an und dokumentierte diese in ihrer Bildung. Vom Boden ausgehend, kondensierten sich immer mehr Gewölk aus, welche nach oben gesaugt wurden. Zusammen mit leichten Donnergrollen, unheimlichen orangenen Licht und dem stark sichtbaren Niederschlagsstreifen entwickelte diese Zelle eine sehr unangenehme und beunruhigende Atmosphäre. Gegen meinen Willen noch weiter dort vor Ort zu bleiben, fuhr ich nach Hause, um weitere Ausrüstung zu holen. Doch an der ersten Ampel in Rüningen und einen Blick in dem Rückspiegel, musste ich erkennen das dies nicht mehr möglich war.


Mein nächster Halt war ein Feldweg zwischen Braunschweig Rüningen und Broitzem. An dieser Stelle hatten Martin und ich vor einigen Jahren sehr tolle Aufnahmen machen können, dennoch in letzter Zeit immer etwas ausßenvor gelassen. Als Nothalt verweilte ich dort. Die Superzelle konnte gegen 17:05 etwa, von mir als diese auch bestätigt werden. Bei den Auswertungen von Bildern, Schadensmeldungen und Niederschlagsradardaten konnte ich die Zelle als eine LP-Superzelle (low precipitation supercell) einstufen. Zur selben Zeit startete auch Björn, samt Freundin, seine Beobachtung von Braunschweig Nord aus. Allerdings hatte er nun das Problem, das dass Gewitter einen starken Niederschlagsschleier entwickelte, welches sich nach Nordosten weg drängte. Es stellte sich heraus, das dies noch eine zweite Gewitterzelle mit sehr starken Regen war. Aufgrund dieser konnte Björn von seiner Position dieses Schauspiel nicht direkt sehen. Ich verweilte an meinem Platz mit dem konstanten Blick auf die Zelle selbst, als auch den starken Niederschlagsschleier im Westen von mir. Aufgrund der Dichte und klaren Abtrennung, versuchte ich auf alle Fälle aus diesem Bereich raus zu bleiben.


Während des Durchzuges gab es ein paar Blitzeinschläge, die von mir allerdings nicht direkt lokalisiert werden konnten. Ich hatte zudem das Glück weder Hagel noch starken Regen beim Durchzug abbekommen zu haben. Knappe 1-2 Kilometer südlicher, bei mir Zuhause, gab es nachweislich Hagel von 1-1,5 Zentimeter wie ihr auf unserem Video sehen könnt. Ich bekam lediglich leichte bis moderate Abwinde mit etwas Regen ab. Dies heißt nun nicht das die Region völlig Sturm und Hagelfrei davon kam. Im ganzen Braunschweig gebiet wurden kleinere Hagelkörner gefunden. So stark die Superzelle auch war, ehe sie Rüningen erreichte war sie auch schon wieder zerstört und beinhaltete lediglich nur noch ein Charakterwert eines einfachen Gewitters. Da ich ahnte, es könnte Hagel gegegeben haben, aber für eine Meldung noch Beweise haben wollte, fuhr ich rasch in Richtung Peine. Bei Groß Gleidingen geriet ich dann doch noch in sehr starken Regen, sodass hierfür eine Meldung an Skywarn abgegeben werden musste. Nach dem ich nun knappe 10-15 Minuten stand, schwand meine Hoffnung noch Körner zu finden und beendete die Beobachtung gegen 18 Uhr.
Der Himmel bot mir allerdings auf dem Heimweg noch einmal einen Regenbogen und nette Wolkenstruckturen über den Mühltürmen von Rüningen. Björn konnte, trotz größter Bemühung, nur eine Niederschlagswand und ein paar wenige Struckturen sehen.
Fazit:
Eine Superzelle direkt vor den Toren von Braunschweig kommt nicht alle Tage vor. Das die Luft an diesem Tag gut geladen war, wusste jeder anständige Hobbymeteorologe oder Chaser. Doch das diese sich so extrem aufbauen würde, damit rechnete keiner. Ein seltens Schauspiel mit heftigen Auswirkungen. Im Raum Lengede, Vechelde und weiteren Teilen des südlichen Landkreis Peine, gab es Hagelwurf mit bis zu 4 Zentimeter. Der Chaserkollege Bastian Weber war unglücklicherweise darin und genehmigte uns mit freundlicher Unterstützung sein Video in unseren Artikel zu verlinken. Hinzu kommen noch die beiden Hagelfotos vom Herrn Torsten Gadegast aus Groß Lafferde, der uns seine Bilder ebenfalls für den Bericht zur Verfügung gestellt hatte. Herzlichen Dank an dieser Stelle. Und auch wenn diese Superzelle relativ stark aussah, brachte sie im Braunschweiger Raum kaum große Schäden. Hagel bis zu 1,5 Zentimeter, frische Abwinde, sowie etwas Regen waren die Begleiterscheinungen. Das es nicht genauso schlimm kam, wie im südlichen Peiner Landkreis, lag daran das die Zelle sich direkt vor Braunschweig wieder extrem abbaute.
Presselinks:
Newsclick Vechelde – Hagel richtete in Vechelde und Lengede Schäden an
Newsclick Vechelde – Hagelkörner groß wie Tischtennisbälle