Stormspotting Bericht vom 20.05.2019

Zwei sommerliche Tage mit hohen Temperaturen und ein herein drückendes Tiefdruckgebiet sorgte an jenem Nachmittag ab 14 Uhr für die Entstehung einiger starker Niederschlagszellen mit Gewitter. Während es im Süden von Deutschland bereits ein Tag zuvor angefangen hat zu regnen, sollte es vom Nachmittag bis zum Dienstagmorgen auch bei uns heftige Regenfälle geben. Grund dafür waren das Tiefdruckgebiet, welches die vorhandene Warmluft durch eigene Warme-Feuchte Luft zum Auftrieb zwang. Wie an einer Kette gezogen, entstanden immer wieder teils kräftige Gewitter. (Das Tief hatte so viel Dynamik, das man selbst die Spiraldrehung dieser via Radar und Satellit erkennen konnte.) Mal waren sie Einzeln isoliert, dann waren sie als Cluster zusammen. Das stärkste wurde jedoch für den späten Abend gerechnet.

Quellen: kachelmannwetter.com / European Storm Forecast Experiment
Hinweis: Diese Radarbilder sind, ab dem Dritten, der Zeit nach angeordnet.

Doch zuvor hielten uns vorzeitige Auslösen im Osten und Nordosten von Braunschweig in Schach. Gegen 15:15 Uhr entwickelt sich über den südwestlichen Teil von Braunschweig eine kleine Gewitterzelle. (Rest spontan) Sie brachte ein paar Wolke-Wolke Blitze und einen leichten Schauer. Kurzerhand kommunizierten Benni und ich (Sebastian), ob es nicht besser wäre gleich auf die Pirsch zu gehen. Schließlich stand die größere Auslöse, laut den Wetterkarten, kurz bevor. Im Süden von Geitelde trafen wir uns zur Lagebesprechung. 15:45 Uhr hatten sich im Nordosten und Osten, in Zugrichtung Südwesten, teils kräftige Gewitter entwickelt. Sie hatten zwar kaum starke Abwinde aber dafür sehr viel Regen. Und aufgrund dieser Regenmengen gingen die Warnseiten und auch der DWD von Überflutungen aus. Wir beide jedenfalls beobachteten die ersten Zellen wie sie an uns im Süden vorbei zogen. Des öfteren flackerte es mal und Donner war auch zu hören, doch besonders war das nicht. Bei der zweiten Gewitterzelle beschlossen wir diese etwas näher anzufahren, auch wenn die Chance auf interessante Strukturen doch recht gering waren. 17:10 Uhr erreichten wir, nach sehr kurzer Fahrt, den südlichen Teil von Leiferde und siehe da! Eine etwas lädierte Böenfront kam zum Vorschein. Nach ein paar Fotos ging es für uns mit Tempo weiter in Richtung Salzgitter-Thiede. Zugegeben… Wir hatten kaum wirklich viel Platz um extrem weit zu fahren und noch weniger Zeit. Generell kann ich sagen, das wir fast ständig an der Grenze der Gewitterzellen waren. (Meistens bekamen wir nur leichten Regen ab.) Um etwa 17:20 Uhr beobachteten und dokumentierten wir bei einer Landstraße nach Salzgitter-Thiede dieses Gebilde. Doch rasch wurde dieses vom Niederschlagsschleier verdeckt.

In der Zwischenzeit hatte ich bereits Kontakt mit Andris, welcher auf eigene Faust in Richtung Riddagshausen fuhr. Wir beide (Benni und ich) entschieden uns dagegen und fuhren in Richtung Salzgitter-Üfingen. Dort in der Nähe gibt es eine Landstraße mit gutem Blick nach Osten, denn die weiteren Zellen verlagerten sich immer weiter nach Nordwesten. Nach kurzer Fahrt waren wir gegen 17:40 Uhr am Standort und hatten noch etwas Zeit alles aufzubauen. Inzwischen war auch Andris auf dem Weg zu unserem Spot. Von dieser Position aus, beobachteten wir dann das Heranziehen einer Gewitterzelle, welche mittlerweile voll über Braunschweig hinweg zog und nur knapp unseren Standort verfehlte. In der Ferne konnten wir langsam eine Böenfront erkennen. Nebenher noch ein paar heftige Einschläge und immer wieder leichter Regen. (Zumindest an unserer Position.) Keine 400 Meter weiter in südlicher Richtung, als Theoretisch an der Autobahn A39, ging die Welt unter. (Starkregen mit Aquaplaning-Gefahr und teils heftige Sturmböen.) Ich denke, die Bilder sprechen an dieser Stelle für sich. Andris kam kurz vor dem Durchzug der Front bei uns an. Die Böenfront lief in westlicher Richtung weiter aus, während der stärkere Kern sich nach Südwesten/Süden wegdrehte. Um 18:30 Uhr beendeten wir die Beobachtung. Benni und Andris machten eine kurze Pause bei einem Schnellrestaurant, ehe sie eine weitere Gewitterzelle im Nordosten abfangen wollten. Ich für meinen Teil beendete Tag und fuhr nach Hause. Bei dieser Fahrt geriet ich in das letzte Eck der starken Gewitterzelle und somit voll rein in Platzregen (mit Sichtweiten von unter 50 Meter) und teils heftigen Abwinden.

19:45 Uhr zog nun ein großer Mix an moderaten Regen und Gewitter aus Nordosten herein. Diesmal sollte das gesamte System direkt Braunschweig treffen. Benni und Andris versuchten nun noch im Südosten von Braunschweig diese abzufangen. Trotz das dass Radar viel Regen im Vorlauf zeigte und die eigentliche Gewitterzelle zum größten Teil hinter dem Niederschlag lag, versuchten sie es bei der Südstadt erneut. Leider kam zu viel Regen herunter, als das sie irgend etwas sehen oder gar dokumentieren konnten. Fakt war: Auf dem Niederschlagsradar ahnte ich, das gerade Markus (welcher in Wolfsburg wohnt) da eine gute Chance auf eine Böenfront haben wird. Dies bestätigte sich später, anhand seiner Bilder. Das Unwetter zog kurz vor 20 Uhr komplett über Braunschweig hinweg und hatte eine recht hohe Blitzrate. Interessanter waren da allerdings die Regenmengen, welche rasch herunter kamen. Ich selbst konnte nur sehr flüchtig etwas sehen, was wie eine zerfallene Böenfront aussah. Aus diesem Grund spottete ich diesen restlichen Durchzug vom Dach aus, konnte allerdings nichts besonderes mehr dokumentieren.

Anmerkung: In einem unserer Beitrage bei Facebook (LINK) habe ich ein 360 Grad Foto von der vorletzten Front gepostet.

Am Ende noch eine Bilanz, da ja auch vor Überschwemmungen gewarnt wurde. Tatsächlich kam im nördlichen Teil des Großraums Braunschweig so gut wie kaum Regen runter. Die meisten Regenmengen wurden in einem breiten Streifen von der A2 über dem Elm bis nach Bornum dokumentiert. Dabei kamen Werte von 80-100 Millimeter Regen innerhalb von sechs Stunden zusammen. Natürlich hatten da einige Feuerwehren ordentlich zu tun. Eine weitere Spitze, was den Niederschlag angeht, konnte ein Bereich von Salzgitter-Bad, Flöthe und Barum (alles Landkreis Salzgitter) erreichen. Hier waren es 50-60 mm/6h. Die oben mit aufgeführte Grafik zu den Regenmengen zeigt sehr schön, wie sich die Niederschlags- und Gewitterzellen bewegt haben. Städte wie Gifhorn oder Celle gingen teilweise komplett ohne Regen aus. Auch Wolfsburg lag an einer gewissen Grenze. Braunschweig liegt hier bei den Werten zweigeteilt. Im Süden teilweise 30-40 mm/6h und im Norden lediglich 4-9 mm/6h. Die Grafik ist die erste in der Zusammenstellung aller Radarbilder zu Beginn des Berichts.

Fazit:
Viel fotogenes war diesmal nicht dabei, dafür aber der erste richtige Nervenkitzel des Jahres. Einfacher gestaltete sich für uns an diesem Tag die Positionswahl und die Fahrten zu den Spots. Da alles mehr oder weniger an Braunschweig vorbei schrammte, konnten wir recht gut operieren. Neben einigen heftigen Blitzeinschlägen, gab es viele Wolke-Wolke Blitze und ein paar Böenfronten. (Wenn auch nicht perfekt) Deutlich besser hatte es bei diesem Gewitter unser Markus, welcher in Wolfsburg gleich mehrere nette Böenfront beobachten konnte. Sie sahen dort deutlich frischer aus als unsere.

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