Stormspotting Bericht vom 13.05.2017

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Fotos und Videos wurden von den Mitgliedern des Stormspotter Teams gemacht und unterliegen dem Copyright von www.stormspotter.de
Die Wetterradarfotos unterliegen dem Copyright der dazu verlinkten Webseiten.

Für die Nutzung der Radarbilder im Rahmen unserer Berichte haben wir von Kachelmannwetter.com freundlicherweise eine Genehmigung erteilt bekommen.

Der Bericht:

Endlich kommt der Sommer 2017. Nachdem sehr kurzen sonnigen Tagen im März folgte ein wechselhafter und kühler April. Sicher hatten wir am 01.04. bereits das erste ordentliche Gewitter, doch danach wurde es ruhig. Da waren die sehr sonnigen und warmen Tage vor diesem Datum eine wahre Wonne. Doch bereits am Mittwoch zeichnete sich auf verschiedenen Wetterkarten und Wetterseiten ein gewitterreiches Wochenende ab. Erst am Freitag stand dann fest, das es wohl am Samstag in ganz Deutschland teils unwetterartige Gewitter geben könnte. Unser Team hatte sich bereits vor dem 13.05.2017 immer wieder über die Wetterlage informiert und auch diskutiert. Die Wetterlage war wie folgt: Die Ausläufer eines Tiefs bei Irland greifen von Südwesten her auf unseren Bereich über und führen feuchtwarme Luft nach Norddeutschland. Gegen Nachmittag gab es im Raum Braunschweig Donnergrollen und eine starke Gewitterzelle im Norden. Im Zuge dieser Zelle entstanden vor allem im Raum Gifhorn und Wolfsburg schwere Gewitter mit extremen Niederschlag. Dies wiederum hatte nicht nur die bekannte Unterbrechung des Fußballspiels vom VFL Wolfsburg zur folge, sondern auch überschwemmten Straßen wie zum Beispiel in Wittingen.

Quelle: Kachelmannwetter
Quelle: Kachelmannwetter

Gegen 17 Uhr machten sich Benni und Tim auf, um genau diese Zelle von der Rückseite her zu chasen. Ich (Sebastian) kam zu dieser Zeit aus Oschersleben über Sickte zurück. Bei einer kleinen Landstraße, nahe der Autobahn A39, machte ich einen Halt um einen Regenbogen zu fotografieren. Dabei fiel mir ein matisches Gebilde im Norden mit geringer Blitzaktivität auf. Nach kurzem Textverkehr via Whatsapp mit Benni trafen wir uns kurzfristig, um die Lage zu besprechen. Noch während dieser 10-15 Minuten Besprechung entwickelte sich über Peine eine neue Gewitterzelle. Dabei baute sich diese Zelle auch nach Süden hin immer weiter aus. 

Benni, Tim und ich machten ein Spotting davon abhängig, wie gut sich das Gewitter auf dem Heimweg vom Schöppenstedter Turm nach Rüningen organisierte. Auf Höhe Rüningen war dann im Westen eine lange, jedoch matschige, Böenfront zu erkennen. Sofort fuhren wir zu einem kleinen Feldweg – Ortsausgang BS Broitzem. Kaum kamen wir an, mussten wir uns alle sputen die Kameras in Betrieb zu nehmen, denn die Gewitterzelle hatte sich bereits zu etwas sehr kräftigen ausgebildet. Ähnlich wie bei meiner ersten richtigen Superzellen-Begegnung (27.03.2013) gab es auch bei diesem Gewitter ein unheimliches Dauergrummeln, was durch die hohe Blitzrate hervorgerufen wurde. Außerdem fielen uns sehr starke Turbolenzen direkt im vorderen Bereich der Gewitterzelle auf. (Gut im folgenden Video zusehen) Bei der späteren Analyse konnten wir diese sogar im Böenradar von Kachelmannwetter bestätigten. Und auch wenn ich hier annehme, das es sich bei dem Unwetter um eine Superzelle handelte, schließe ich eine Wallcloud oder eine rotierende Basis aus, da diese Turbolenzen und Rotationen noch weit vor der eigentlichen Gewitterzelle entstanden. Fast wie eine Böenfront zog das Ganze über uns hinweg und wir nahten uns den „unschönen“ Abwindbereich.

Quelle: Kachelmannwetter
Quelle: Kachelmannwetter

Kurz bevor wir unsere Position weiter nach Süden verlagern wollten, um eventuellen Hagelschaden aus dem Weg zugehen, schlugen in knapp 2 Kilometer Entfernung zwei Blitze in Timmerlah ein. Dabei traft ein Blitz direkt ein Gebäude im Neubaugebiet. Bei diesem Einschlag deckte der Blitz ein Stück des Dachs ab und legte Receiver, sowie auch Internet-Router, im Umkreis des Einschlagortes lahm. (Wir erfuhren die genauen Informationen von Einschlag und Schaden von Martin, der sich zu diesem Zeitpunkt genau dort aufhielt.) Langsam zeichnete sich beim Zellkern auch ein leicht grünliches Schimmern ab, weshalb wir ohne zu zögern nach den Blitzeinschlägen los fuhren. Trotz unseres schnellen Handelns erreichte uns der Hagel nur einen Dorf weiter in Stiddien. In einem Moment auf den anderen krachte 1-1,6cm großer Hagel herunter. Nicht vereinzelt, sondern richtig als Schauer. Radarinformationen konnten wir übrigens keine mehr Abrufen, da wir einfach nicht darauf vorbereitet waren. (Mein Akku war zu dem Zeitpunkt leer)

Um 18:20 Uhr standen wir nun in Stiddien und hofften, das die Hagelkörner nicht größer wurden. An dieser Stelle muss ich zugeben: In meinen 14 Jahren, in denen ich mich mit dem Wetter beschäftige, war mir so etwas noch nie passiert. Nach rund vier Minuten war der Spuk dann vorbei. Vor Ort dokumentierten wir rasch die Größe der einzelnen Hagelkörner. Danach ging die Fahrt weiter in Richtung Geitelde, wo wir vom Berg aus dieses Hagelunterwetter von der Rückseite beobachteten. Im Zusammenspiel mit einem leicht dampfenden Wald, erscheinenden Regenbögen und einer doch malerischen Gestaltungs der Wolken, konnten wir drei etwas herunterkommen. Das Unwetter zog im weiteren Verlauf weiter nach Osten ab. Nach ein paar Minuten filmen beendeten wir gegen 19:10 Uhr unser Spotting. Doch Benni, Tim und ich (Sebastian) waren nicht die einzigen, die diese Zelle dokumentieren konnten. Unser Kollege Daniel gelang von seinem Zuhause aus, mit Blickrichtung Rautheim, ein Panorama anzufertigen. Zum Zeitpunkt seiner Fotos hatte sich die Gewitterzelle, vom Aussehen her, weiterentwickelt. Vergleicht man in unserer Galerie nun die Panoramen mit denen von mir (Sebastian), welche kurz nach der Ausprägung der Gewitterzelle entstanden, und die von Daniel, so wirkt die Zelle bei seinen doch etwas vollkommener. Zusätzlich zu dem Fotomaterial konnte auch mein Vater aus Rüningen heraus einige nette Szenen für das Video einfangen. Beim Durchzug gab es zum Beispiel in Rüningen keinen Hagel, sondern nur eine ordentliche Menge an Regen. Zwischen den beiden Orten (Stiddien und Rüningen) liegen 3 Kilometer Luftlinie.

Quelle: Kachelmannwetter
Quelle: Kachelmannwetter

Im Nachhein wurde auch bekannt, das weitere schwere Blitzeinschläge in Rautheim für einen Brand im Dachstuhl sorgten. Generell empfanden wir drei bei unserer Beobachtung, das die Entlandungen der Blitze extrem stark waren. Am späten Abend des 13.05.2017 zog übrigens noch ein weiteres, allerdings schwächeres, Gewitter über Braunschweig hinweg. Dabei gab es lediglich etwas Regen und ein paar Donnerschläge. Der heftigste ereigente sich gegen 22:30 Uhr in einem Bereich zwischen Rüningen und Broitzem. (An der Landstraße) Während dieses Einschlags wurde kurzzeitig der TV-Empfang beeinträchtigt. Ein größerer Schaden ist uns aber nicht bekannt.

Quelle: Kachelmannwetter

Fazit:
Nach einem einfachen Gewitter anfang April erfolgt hier nun das erste richtige Unwetter 2017. Genauer gesagt tauchte ist ein Hagelunwetter in Braunschweig relativ selten. Seit dem ich mich mit der Dokumentation von Wetter im Raum Braunschweig beschäftige, zogen diese kräftigen Unwetterzellen mit Hagel (ja sogar Superzellen) meistens an Braunschweig knapp vorbei. An diesem Tag verließ uns das Glück und so waren nun auch wir mal dran. (Jedenfalls der südliche Teile von Braunschweig und große Teile von Wolfebüttel) Allerdings war der Hagel mit 1-1,6cm nicht so Groß, wie bei den Unwettern aus den letzten Jahren. Trotzdem ist dies für Braunschweig eine gewisse Hausnummer. (Nicht wirklich alltäglich) Mehr Schäden richteten an diesem Tag leider die kräftigen Blitzeinschläge an, was das Unwetter zusätzlich schadensreich machte. Zum Glück blieben Sturmschäden aus. Übrigens war dieses Gewitter/Unwetter alles andere als Fotogen.

Meldungen der Presse:
regionalBraunschweig – Heftiges Unwetter wütet: Feuer im Dachstuhl

regionalBraunschweig – Wetterchaos in WOB
Fotostrecke – Wetteronline

-=vielen Dank fürs Lesen=-